Wenn Gebäude Geschichten erzählen könnten, dann wäre die vom Schwan ein Buch.

Um das Jahr 1830 erbaut, beherbergte das Ensemble zunächst eine Apfelweinkelterei. Der für heutige Bauten ungewöhnlich tiefliegende Apfelweinkeller mit seiner Fassrutsche ist noch erhalten und dient als Weinkeller.
In späteren Jahren zog ein Gasthaus mit angeschlossener Pension in das Gebäude ein.
Der ursprüngliche Name „Zum Goldenen Engel“ wurde irgendwann in „Schwan“ geändert.

 

Kriegswirren rütteln am „Schwan“

Leider haben sich nicht nur fröhliche Ereignisse im „Schwan“ abgespielt. So musste das Gasthaus im 2. Weltkrieg als Internierungslager für französische Kriegsgefangene herhalten. Im Jahr 1944 beschäftigte der Modellbaubetrieb Bachmann 24 französische Zwangsarbeiter in seiner Produktion, die im ersten Stock des Gasthauses untergebracht waren.

Im Krieg wurde der „Schwan“ von Brandbomben schwer beschädigt, jedoch recht bald wieder instandgesetzt. Anschließend diente er Kriegsflüchtlingen und Aussiedlern als Heimat.

 

Anziehungspunkt für allerlei Geselligkeiten

In der Nachkriegszeit hat wohl fast jeder Fechenheimer den „Schwan“ einmal von innen gesehen.
Ob Tanztee oder Kinovorführungen, Hochzeiten, Beerdigungen, Geburtstage: All das wurde im „Schwan“ gefeiert!

Im Innenhof stand lange Zeit eine Linde, unter der jeden Abend viele Bewohner Fechenheims zusammenkamen, um sich Geschichten zu erzählen oder den Äbbelwoi-Krug kreisen zu lassen.

 

Ein Exzentriker mit Flucht-Fantasien

Ende der 60er Jahre wurde die Gaststätte geschlossen. Das turbulente Treiben verstummte, denn jetzt wurde das Anwesen von einem Anwalt und Notar genutzt. Der Mann fürchtete sich sowohl vor den Engländern als auch vor den Nazis, die er in seiner Eigenschaft als Richter in das wohlverdiente Gefängnis geschickt hatte.

Nach dem Kauf des Hauses fanden die jetzigen Besitzer an den Fenstern Kästen mit dicken Tauen, die er im Falle der feindlichen Übernahme durch die Engländer für seine Flucht aus dem Gebäude nutzen wollte. Zudem hatte er Gitter anbringen lassen: in jedem Gang, an jedem Fenster, hinter jeder Tür.

 

Die Pracht vergangener Tage strahlt bis heute

Nach dem Tod des Notars und dessen Frau stand das Haus einige Jahre lang leer. Die jetzigen Besitzer kauften es aus Begeisterung für die einzigartige Atmosphäre und den Charme der Räumlichkeiten – ohne gleich zu wissen, wozu sie es nutzen wollten.

Der ehemalige Festsaal des „Schwan“ – das heutige Gesellschaftszimmer – hat der Umwandlung in Wohn- oder Gewerberaum erfolgreich widerstanden: Es war den Besitzern schlicht und ergreifend nicht möglich, diesen Raum zu zerteilen und vor anderen abzuschirmen.

 

„Triumph des Eigensinns“ ...

... steht auf dem Buch, in dem die Geschichte des „Schwans“ aufgeschrieben sein könnte.

Als besonderer Ort zieht er Gäste und Besucher bis heute in seinen Bann.